Montag, 9. November 2015

Work Wars - Eine falsche Hoffnung

Mit der Jobsuche ist es ähnlich wie mit der Zimmersuche. Man mag zwar denken bei so einer großen Stadt muss doch irgendwer was anbieten, aber denkste. Zwar habe ich im Moment tatsächlich einen Teilzeitjob, kann ich weder davon leben, noch war es einfach den zu bekommen.

Läuft man durch die Nachbarschaft, sieht man in fast jedem zweiten Geschäft ein "Help Wanted" oder ein "Now Hiring" Schild. Einige laden dich ein, deinen Lebenslauf einfach im Geschäft abzugeben und versichern dir mit einem Lächeln im Gesicht, dass sie sich melden werden und zuversichtlich sind. Andere geben dir eine E-Mail Adresse oder leiten dich auf eine Internetseite weiter, sodass du dich online anmelden und bewerben kannst, auch da die virtuelle Nachricht, dass eine Antwort gesendet wird und man gute Chancen hätte - eine falsche Hoffnung. 
Beworben habe ich mich bei mittlerweile mehr als 20 verschiedenen Jobanbietenden. Eine Antwort gab es nur selten und meistens waren Absagen mit der Entschuldigung, sie suchen Fachpersonal. Kann ich ja auch verstehen, aber in solchen Momenten kommt wieder dieser "Ich würde doch (fast) alles machen"-Gedanke. Hilft letztendlich aber alles nicht. Um einen Job zu bekommen muss man hier, erstens, einfach Glück haben und, zweitens, dran bleiben.

So oder so ähnlich bin ich auch an meinen aktuellen Job gekommen. Ich arbeite bei der GAP.inc, eine in Nordamerika ziemlich angesagte Klamottenmarke. Solche größeren Companies suchen im Spätherbst oft Saisonpersonal um ihren Verkauf vor und während der Feiertage zu unterstützen. GAP hat daher vor ein paar Wochen ein Hiring Event veranstaltet. Also habe ich mir meinen Lebenslauf und Weiteres geschnappt, bin mit der U-Bahn Richtung Stadt gefahren, ausgestiegen und in den ersten GAP-Store gelaufen, den ich entdeckt habe. Ich hatte mich schon wieder darauf eingestellt, meinen Lebenslauf abzugeben, ein paar Fragen zu beantworten und dann erstmal zwei Wochen wieder nichts zu hören.
Tatsächlich wurde ich aber direkt zum spontanen Gruppen-Job-Interview eingeladen, auf welches ich natürlich absolut unvorbereitet war. Hinzu kommt der amüsante Fakt, dass ich nie zuvor in einem GAP-Store war, geschweige denn etwas von GAP besitze. Dann gab es die üblichen Fragen: Warum GAP? Warum ausgerechnet dieser Store? Was verbindest du mit GAP? In meinem Kopf schwirrte dabei die einfache Antwort: Ich brauche Arbeit und ihr sucht Leute! Natürlich habe ich das nicht so gesagt und mich auf andere Art anscheinend gut präsentiert. Nach einigen Trainingsprogrammen mit viel Infos über das Image von GAP, denke ich nun, dass ich immer weniger zu GAP passe, nicht weil mir das Image nicht gefällt, sondern eher,  weil ich mich generell nicht so mit der Modebranche identifizieren kann. Aber ich bekomme Geld und das brauch ich nun mal, also erfülle ich pflichtbewusst meine Aufgaben und habe mir so auch schon anhören dürfen, dass ich "life changing" für das Team bin. Meine Mitarbeiter fühlten sich wahrscheinlich in ihren Vorurteilen von gut arbeitenden, ordentlichen Deutschen bestätigt.



Den Job werde ich jedoch nur noch bis Ende November behalten. Dann ziehe ich ins Blue Mountain Ski Resort, indem ich einen gut bezahlten Job habe, der sogar den normalerweise 700$ teuren Skipass beinhaltet. Ich bin gespannt darauf und freue mich außerdem, mal aus der Stadt zu kommen und mehr von Kanada zu entdecken.

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