Freitag, 17. Juni 2016

Fish & Trips (Roadtrip Part II)

Als Maritimes bezeichnet man in Kanada die Provinzen Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island. Den Namen haben sie natürlich ihrer Lage an der kanadischen Atlantikküste zu verdanken aber bekannt sind sie auch deswegen für ihre große Auswahl an frischem Fisch und verschiedensten Meeresfrüchten. Auf unserem Trip sollte sich PEI als besonderes Highlight diesbezüglich herausstellen.


Nach zwei Nächten Moncton machten wir uns früh am Morgen auf um in die nächste Provinz aufzubrechen. Über die fast 13 km lange Confederation Bridge, eines der ikonischsten Bauwerke Kanadas, gelangten wir auf die Insel. Weiter ging es über den Highway, der sich hier jedoch kaum von anderen Landstraßen unterscheidet, bis in die Hauptstadt Charlottetown. Die Hauptstadt der Provinz war unser ausgewähltes Lager um in zwei Tagen die Insel voll kennen zu lernen.

Bereits der erste Eindruck hier zeigte, dass die es eine sehr von Landwirtschaft geprägte Gegend ist. Nachdem wir unseren Krempel im Hostel abgeladen hatten, starteten wir unseren ersten Rundtrip um den mittleren Teil der Insel zu erkunden. Unser erster Eindruck bestätigte sich erneut sobald wir die Stadt verlassen hatten. Viele Farmen, Traktoren und Nutztiere spiegelten das Alltagsleben im Zentrum der Insel wieder. 

Das Bild änderte sich als wir die Küste im Nordosten erreichten. Ein kleiner Fischerort nach dem nächsten drängte sich mit kleinen Häfen zwischen die National- oder Provinzparks entlang der weißen Sandstrände. Einer dieser Parks beinhaltet die erfundene Ortschaft Green Gables. Erfunden deswegen, weil sie nur in den Büchern der Autorin Montgomery existiert, die in diesen die Geschichte von Anne von Green Gables erzählt. Um die Geschichte der auf der Insel gut bekannten Autorin zum Leben zu erwecken hat man hier auf der Farm der Großeltern von Montgomerys Cousine den Lebensraum der Romanfigur aufgerichtet und auf einer Tour kann man nachvollziehen wie sich die Autorin von der örtlichen Natur beeinflussen lassen hat.

Anschließend beschlossen wir in einem der Fischerorte halt zu machen um ein paar Austern zu probieren, aber wir wollten sie nicht nur probieren sondern auch selber knacken. Wir wurden glücklich an einem kleinen Fischereibetrieb in Stanley Bridge. Der Fischer schnappte ein paar Austern aus seinen Tanks, die er erst am selben Tag gefangen hatte, frischer ging es nicht. So bekamen wir spontan eine kleine Lehrstunde im Austernknacken, bevor das schleimige Fleisch mit dem Salzwasser in unsere Münder rutschten lassen, erst wenn man ein bis zweimal aufs Fleisch beißt übernimmt ein leicht süßlicher Geschmack den Mund. 

Aufgeregt von der neuen Erfahrung machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Südküste. An der Küste selbst konnte man erkennen was die Landwirtschaft hier so besonders macht. Die lehmige Bodenbeschaffenheit färbt die Erde und besonders die Strände im Süden der Insel bräunlich Rot. Wir genossen das ganze im besten Wetter, dass man sich für Anfang Mai wünschen konnte bevor wir nach Charlottetown zurück kehrten. Zum Abendessen gab es natürlich frischen Fisch in einem kleinen Restaurant, ein super Abschluss für den ersten Tag auf der Insel.

Für den zweiten Tag hatten wir uns dann den östlichen Teil der Insel vorgenommen. Dafür sind wir zunächst wieder Richtung Sandstrände im Nordosten gefahren. Gehalten haben wir dann das erste mal im Greenwich Nationalpark. Mit frischen Erdbeeren und anderen Snacks im Gepäck sind wir dann durch den Park gewandert bis wir zu einem kleinen Tümpel gelangt sind. Über den Tümpel führte dann ein Steg aus Holz bis zu den riesigen Sanddünen, die uns als letztes vom Strand trennten. Am Wasser angekommen haben wir uns nieder gelassen, unsere Snacks verzehrt und ich war dann auch noch ne Runde im Atlantik baden, Mitte Mai ist das sehr erfrischend.

Auf der weiteren Tour erblickten wir noch mehr Gebäude einer bestimmten Art von denen es auf PEI und allgemein in den Maritimes sehr viele gibt, Leuchttürme. Wie gemalt stehen sie überall an der Küste oder in kleinen Städten wie zum Beispiel Georgetown. Wir nutzten das für das ein oder andere Foto oder schleckten ein Eis in der Sonne und genossen die frühsommerlichen Temperaturen.
Für den Abend hatten wir uns dann eine weitere lokale Delikatesse organisiert. Das 'Seafood' schlechthin ist hier nämlich Hummer. Also beschlossen wir uns gekochte Hummer zu besorgen und uns in einer netter Runde im Hostel zeigen zu lassen, wie man sie richtig knackt um alles Fleisch heraus zu bekommen. Definitiv eine lustige Angelegenheit, die für einen letzten schönen Abend auf PEI gesorgt hat.

Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, damit wir rechtzeitig zur Fähre zurück nach Nova Scotia gelangen konnten. Nach gut einer Stunde auf dem Wasser schipperten wir an Pictou Island vorbei und erreichten schließlich New Glasgow auf dem Festland. Nach kurzer Pause inklusive Treffen mit zwei Vernawahlshäusern, die zufällig zur gleichen Zeit in der gleichen Gegend waren, ging es über den Highway weiter Richtung Cape Breton Island. Über die einzige Überlandverbindung bei Port Hawkesbury erreichten wir dann nach ca. vier Stunden den weltbekannten Cabot Trail. 
Eine Straße die sich entlang der Küste hebt und senkt, deswegen auch sehr beliebt bei Motorradfahrern, und dabei immer mehr Höhenmeter die Cape Breton Highlands hinauf macht. Die Highlands heißen nicht nur so wie ihre Vetter in Schottland, ich habe mir von schottischen Freunden auch sagen lassen, dass sie auch genauso aussehen. 
Viele Menschen mit denen ich mich hier in Kanada unterhalten, antworten mir, wenn ich erzähle dass ich den Osten bereise, dass ich lieber in die Rockies im Westen anschauen sollte. Ich kann mir vorstellen, dass die sehr beeindruckend sind und ich werde sie auch noch sehen, aber wer so etwas sagt, hat offensichtlich den Osten nicht richtig bereist, denn das hier auf dem Cabot Trail ist atemberaubend. 
Wir hatten sogar die Möglichkeit eine Nacht an der Route zu übernachten und so quartierten wir uns in ein Hostel in Pleasant Bay. Das Hostel besteht im Grunde genommen nur aus zwei kleinen Häusern und es ist ein Wunder dass man hier auch noch Internet bekommt. Aus diesem Grund sind wir auch beinahe dran vorbei gefahren, aber letztendlich haben wir noch rechtzeitig gestoppt. Am Abend wanderten wir dann zum Ufer herunter, von wo aus wir einen unglaublichen Sonnenuntergang beobachten konnten und so den Tag wunderbar ausklingen ließen.

Ein weiterer Tag, eine weitere Strecke. Dafür ging es zunächst hoch auf die höchsten Straßen in den Highlands in den Cape Breton Nationalpark. Als wir uns wieder der Küste näherten und wir langsam die Berge herunterrollten überraschte uns eine super Aussicht nach der Nächsten.
Am Ufer angekommen hielten wir noch in White Point und Neils Harbour, zwei Orte die Paradebeispiele für die Orte am Cabot Trail sind. Kleine Fischerhäfen spärlich umringt mit gemütlichen Häusern zwängen sich zwischen die Felsen und die Berge an das Ufer des Atlantik und immer wieder schafften es diese Orte mich zu verzaubern, Nova Scotia ist definitiv meine Lieblingsprovinz Kanadas. 

Im Laufe des Tages erreichten wir dann Sydney. Die Stadt ist die zweitgrößte Stadt der Provinz aber so richtig zu spüren bekam man das nicht. Hier verbrachten wir den Rest des Abends und genossen einen weiteren Sonnenuntergang bevor wir uns mit der Fähre übernacht auf nach Newfoundland machten.

Hit the Road Jack! (Roadtrip Part I)



Auf die Tage in Halifax sollten die zwei aufregendsten und schönsten Wochen folgen, die ich bislang in Kanada hatte.


Halifax diente uns als Start für unseren geplanten Roadtrip. Der erste Schritt bestand jedoch darin, mit Sack und Pack vom Hostel zum lokalen Westin Hotel, wo wir unser Mietauto abgeholt haben. Ein Toyota Corolla, später liebevoll Penny genannt, war das auserwählte Gefährt und sollte sich auch als gute Wahl heraus stellen. Nachdem alle Formalitäten geklärt waren, sämtliches Gepäck mit Mühe verstaut war, wurden die letzten Dinge und Lebensmittel besorgt und dann ging es ab auf die Straße, bei strömendem Regen. 

Das Wetter wechselte anschließend alle 15 bis 20 Minuten zwischen Regenschauern und strahlendem Sonnenschein. Bereits weniger als eine Stunde später haben wir unseren ersten Stopp erreicht: Peggy's Cove.

Der Ort an sich ist mit gefühlten 30 Häusern ziemlich klein, bekannt ist er aber wegen des Leuchtturms, der direkt an der Atlantikküste steht. Hier prallen die Wellen auf die runden Felsen und spritzen dabei Meterhoch in die Luft.


Aber auch abseits des Leuchtfeuers hat der Fischerort etwas zu bieten. Am besten sieht man das im Ortskern befindet sich eine kleine Marina, die mit den Fischerbooten ein super Postkartenmotiv abgibt.

Nachdem wir unsere Tour fortgesetzt hatten, erweckten ein paar Kilometer später ein paar bunte Steine und Bäume am wegesrand unser Interesse. Es handelt sich hierbei um ein privates Museum eines Mannes der hier aufgewachsen ist. In seinem Museum stellt er die Legende von Peggy dar, das Mädchen das demnach hier gestrandet sei und als einzige den Schiffbruch überlebt habe und nach der der Ort benannt ist, unterstützt mit eigenen Gemälden und Relikten aus der passenden Zeit aus dem eigenen Familienbesitz. Er hat die Geschichte auch als Autor in einem Buch verfasst und um den Charakteren noch mehr Leben zu geben auch Fortsetzungen geschrieben, an denen er immer noch arbeitet.

Gegen Mittag erreichten wir dann unseren nächsten geplanten Stopp. Die Stadt Lunenburg gilt als eine der Hauptattraktionen Nova Scotias und ist außerdem Teil des UNESCO Weltkulturerbe. Warum das so ist brauch man gar nicht zu hinterfragen, wenn man durch die Stadt läuft. Die Stadt spiegelt eine der wichtigsten Einnahmequellen wunderbar wieder, die Fischerei. Am Hafen reiht sich Fischerboot neben Fischerboot und dazwischen noch ein paar historische Schiffe, wie zum Beispiel die Bluenose II. An der Promenade daran drängen sich dann die dazugehörigen Betriebe mit ihren Lagerhäusern, Geschäften und Restaurants. Gebaut aus Holz und mit farbenfrohen Anstrichen erinnert das ganze doch sehr an Skandinavien. Einen besonderen Blick bietet sich vom gegenüberliegenden Ufer, wo man die Aussicht sogar bei einer Runde Golf genießen kann.


Es folgte die erste längere Etappe auf unserem Trip. Zunächst über Nebenstraßen, dann nur noch über Highways ging es vorbei an Halifax und Truro bis nach Moncton in New Brunswick. Moncton sollte uns als erste Übernachtungsstätte und gleichzeitig als Basis für Tagesausflüge dienen. 
Der erste dieser Ausflüge führte uns am nächsten Tag zu den Hopewell Rocks und dem dazugehörigen Nationalpark. Nach einer kleinen Wanderung durch eben diesen Park, gelangten wir zur Steilküste mit den Felsen, die wegen ihrer Form auch Flower Pot Rocks (Blumentopffelsen) genannt werden. Ihre Form erhalten Sie durch die Gezeiten, die beim Wechsel von Flut zu Ebbe und andersherum an den Felsen entlang schleifen. Die Bay of Fundy ist weltbekannt für ihren großen Tidenunterschied, der im Durchschnitt um die 10 Meter betragen kann und bei Ebbe eine völlig neue Welt offenbart. Ist das Wasser verschwunden, kann man an den Felsen entlang laufen und die Blumentöpfe von unten bestaunen man sollte jedoch zu sehen, dass man rechtzeitig wieder Land gewinnt sodass man noch am Leben ist wenn die Flut die Möglichkeit bietet mit dem Kajak die Felsen zu umpaddeln.

Der nächste Tagesausflug führte uns nach Shediac, wo wir nicht nur den größten Hummer der Welt gefunden haben sondern auch einen riesigen Sandstrand, der doch Lust auf Sommer gemacht hat, genießen konnten. Außerdem haben wir noch die Aussicht auf malerische Häuser und natürlich das Wasser am Pointe-du-Chene genossen bevor wir uns wieder zurück machten, damit wir uns am nächsten Tag in ähnliche Richtung auf in die nächste Provinz machen konnten.

Nach den ersten drei Tagen Roadtrip lässt sich bereits sagen, dass die Ostküste genauso einladend ist wie die Rockies und ich mich freue noch mehr Zeit hier zu verbringen.

Willkommen in den Maritimes

In Halifax habe ich mal wieder gemerkt wie sehr ich Hafenstädte liebe!

Nach mehr als 20 Stunden Zugfahrt, gestartet in Québec City, haben wir die Bucht erreicht die von Halifax vom Meer getrennt wird. Der Zug umkurvt diese, wobei man seinen Blick nicht davon abwenden kann. In der Bucht liegt einen kleine Insel mit Traumvilla darauf und am Ufer rundherum reien sich weitere Häuser dieser Art. Allgemein konnte man auf der gesamten Zugfahrt mehrere solcher Orte entdecken. Nicht nur viele Seen haben wir passiert auch viele Wälder mit Lichtungen auf denen manchmal auch Schwarzbären herum tollten. Der Zug fährt ungefähr aus Richtung Norden in die Stadt ein, das heißt, dass man bereits bei der Einfahrt an den Güterhafen mit den großen Kränen, die unzählige Container von den Frachtern abladen, vorbei fährt. Anschließend fährt man durch eine Art graben zwischen Häusern und schon ist man direkt in der Stadt.

Die Stadt besteht aus einer guten Mischung aus Geschichte und Moderne. Der alte Hafen, der jetzt als Yachthafen oder Anleger für Kreuzfahrtschiffe und Fähren dient verläuft am gesamten Ufer entlang und lässt sich über eine schöne Promenade gut erkunden. Hier befinden sich neben allen möglichen Restaurants und Geschäften auch historische Bauwerke wie der Pier 21, an dem die Wellen von tausenden von Migranten im 19. Jahrhundert ankamen und gezählt wurden. Zu der Zeit zu der ich in Halifax war, konnte ich noch eine weitere Besonderheit beobachten. Die mexikanische Navy hatte gerade mit ihrem Segeltrainingsschiff Cuauhtemoc, quasi die Gorch Fock Mexikos, angelegt. Der Dreimaster rundete das Bild des Hafens ab und war auch in der Nacht hell beleuchtet. Die netten Segler freuten sich über neue Bekanntschaften und erlaubten Passanten das Schiff gratis zu besichtigen. 

Weiter Richtung Stadt reihen sich moderne Hochhäuser an den Hafen aneinander. Zwischen ihnen Bars, Pubs und Restaurants. Besonders die Argyle Street zeigte sich hier als Party und Ausgehstraße der Stadt. Zwischen all diesen Gebäuden befindet sich der im viktorianischen Stil angelegte Public Garden, der der Innenstadt noch mehr grün verleiht und mit schönen Figuren, Brücken und einem kleinen Leuchtturm geschmückt ist. 


Im Zentrum der Stadt gelangt man zum Citadell Hill. Am Fuß dessen befindet sich der alte Uhrenturm von welchem man bereits einen guten Blick über die Innenstadt und den Hafen hat. Wie der Name des Hügels schon vermuten lässt befindet sich auf dessen Spitze eine Zitadelle. Genau wie in Québec City ist diese sternförmig in den Boden eingearbeitet. Auch hier lässt sich die Geschichte Halifax gut erkunden. Britische Guards treten hier zum Wachwechsel am und hissen morgens den Union Jack bevor dieser am Abend wieder eingeholt wird.



Ein Teil des Aufenthalts in Halifax habe ich mit Freunden bei einem Couchsurfer verbracht. Dieser hat uns dann spontan zum BBQ mit Familie und Freunden eingeladen. Dazu sind wir dann nach Dartmouth am gegenüber liegenden Ufer gefahren. Vom Highway runter wurden die Straßen immer kleiner bevor wir das letzte Stück auf einer Straße aus Kies mitten durch den Wald direkt zum Haus gefahren sind. Das Nachbarhaus konnte man zwar sehen dazwischen lag aber ein kleines Stück Wald und dorthin führte auch eine andere Straße. Die Aussicht von dem Haus war dafür umso besser! Man blickt über ein etwas größeres Stück dichten Nadelwald bis hin zum Meer mit den Buchten die zu den einzelnen Orten an der Küste führen, der perfekte Ausblick für ein kühles Bier und einen BBQ.


Anschließend sind wir abends noch zu weiteren Freunden von unserem Couchsurfer am anderen Ende der Stadt gefahren. "The Shed", eine kleine Werkstatthütte direkt an einem kleinen See mit eigenem Steg und Lagerfeuer. Hier sitzt man zusammen, spielt Country Songs auf Banjo, Violine, Mandarin und Cajon, sitzt zusammen und träumt vom Leben, das Mondlicht spiegelt sich im Wasser, ein schöner Abend an einem magischen Ort. 

Die Ostküste fängt an mir zu gefallen!