Mittwoch, 30. März 2016

Von den blauen Bergen kommen wir

Das ist es nun. Das Abenteuer Blue Mountain ist vorbei. Vier Monate Arbeiten und Leben in Kanada.
Es ist ein komischer Tag. Man ist traurig, denkt zurück an die tolle Zeit und man freut sich endlich wieder zu reisen. In den vergangenen 4 Monaten habe ich viel gelernt, viele Erfahrungen gesammelt und viele tolle Menschen kennengelernt. Den letzten Monat habe ich nochmal richtig genossen.
Im März wurde die Arbeit nochmal richtig anstrengend. Durch den vielen Schnee und die Ferienzeit wurde es richtig voll in den Blue Mountains, besonders am Wochenende. Der Arbeitsstress konnte jedoch den Drang etwas zu unternehmen nicht besiegen. Erschöpft von der Arbeit und trotzdem unternehmenslustig häuften sich spontane Aktionen. Pokerabende, gemeinsame Essen und natürlich die Staff-Partys schafften es den Arbeitsalltag noch einmal erträglich zu machen.


Die Partys hatten oft nur einen etwas bitteren Nebengeschmack, denn oft handelte es sich um Abschiedspartys für Freunde die schon etwas früher gingen. Zusammen mit dem schmelzenden Schnee und den steigenden Temperaturen bekommt man da ganz gemischte Gefühle. Man realisiert langsam, dass die Saison vorbei ist, insbesondere nach der March Break, der letzten Ferienwoche, man merkt, dass man die letzten Momente mit Menschen teilt, die man lange, wenn überhaupt, nicht mehr wieder sieht. Auf der anderen Seite bekommt man Frühlingsgefühle, die Tage werden länger und auch die Reiselust steigt.
Man nutzt also die letzten Wochen nochmal um die Zeit miteinander zu nutzen. Für mich gehörten dazu die End-of-season Bowling Party mit meinen Arbeitskollegen und vor allem diverse Ausflüge nach Wasaga Beach. In Form eines Mini-Roadtrips bekommt man schon im Auto ein Gefühl dafür, wie groß das Land doch ist und wenn man dann die Aussicht am Strand auf die riesige Georgian Bay genießt wird das noch verstärkt.

Ein anderes Highlight zum Ende der Saison war das 'Coors light - Thrill of the Hill' Schlittenrennen. Dazu muss man sagen, dass das eigentlich Rennen gar nicht so im Vordergrund stand, eigentlich war es eher eine große Werbeveranstaltung für Coors light Bier. Die Teilnahme dazu hatte ich bei einer Verlosung gewonnen. Das Event startete gegen 11 Uhr am Morgen und begann damit, dass wir mit unseren Teams in Kostümen an die Piste gebracht worden. Dort wurden wir den ganzen Tag verpflegt und durften dann im Laufe des Tages auf großen Vier-Mann-Schlitten die Strecke möglichst schnell herunterdüsen. Ins Finale haben wir es dabei leider nicht geschafft und auch gewonnen haben wir in dem Sinne nichts, jedoch gab es für uns den ganzen Tag Freibier und gratis Essen. Abgerundet wurde das ganze mit einer großen After-Show-Party und einer Nacht im Hotel, definitiv ein toller Tag und eine gute Art das Ende in den Blue Mountains ausklingen zu lassen.
Nun geht es wieder auf Reisen, alleine in der nächsten Woche, mache ich ordentlich Meilen auf meiner Reise gut. Wieder nach Toronto zu kommen, hat sich ein bisschen angefühlt wie nach Hause zu kommen, obwohl ich viel weniger Zeit hier als in den Blue Mountains verbracht habe. Die ganze Zeit dort fühlte sich dann auch an als ob es nur ein großer Traum gewesen ist und man muss sich immer wieder erinnern, dass das wirklich passiert ist. Wie soll das dann erst werden, wenn ich wieder nach Deutschland fliege.

Halbzeit & kanadischer Winter

Kurz nach meinem letzten Post, in dem ich mich noch über den fehlenden Winter beschwert hatte, wurde ich erhört und der Winter ist eingetroffen.
Kanadischer Winter - Tonnenweise Schnee, frierend kalte -30 Grad Celsius, gefrorene Seen, ... So stellt man es sich vor, so hört man es und so ist er auch gekommen. Nach anfänglichem Zögern, fegte Anfang des Monats ein Schneesturm über den Süden Ontarios, in dem auch die Blue Mountains liegen. Dieser Sturm bescherte uns in einer Nacht mehr als einen halben Meter Schnee. Nun könnte man denken die Winterdienste haben nur darauf gewartet endlich loszulegen, aber eins scheint auch hier nicht anders zu sein als in Deutschland - alle sind überrascht und keiner vorbereitet wenn der Schnee eintrifft. So kam es dazu, dass sämtliche Straßen am nächsten Morgen nicht geräumt waren und alles von einer riesigen, dicken Schneedecke bedeckt ist. So etwas wie Schneeschuhe für Shuttle Busse gibt es leider nicht, was bedeutete dass der Weg zu Arbeit zu Fuß angetreten werden musste. Mit Schnee, der einem an manchen Stellen bis zu den Hüften reicht, dauerte der sonst angenehme 10 Minuten Spaziergang zur Arbeit dann satte 40 Minuten.
Nach der Arbeit hatte sich die ganze Sache dann wieder etwas normalisiert und es war Zeit sich selbst auf die Pisten zu schwingen. Ich persönlich habe die guten Konditionen genutzt um nach dem Skifahren im Januar jetzt das Snowboarden zu lernen. Mit einem Gefühl für Pisten und Balance habe ich es irgendwie zu Stande gebracht innerhalb von zwei Tagen auf die blauen Pisten zu kommen. Dabei hab ich mich jedoch auch wesentlich öfter und wesentlich härter auf alle Viere gelegt als zuvor auf Skis.
Nach dem Schnee kam die Kälte.  Innerhalb eines Tages sind die Temperaturen von um die Null Grad Celsius auf -20 gefallen. Der Wind, der hauptsächlich von der Georgian Bay aufs Land gezogen ist, hat auch noch seinen Beitrag geleistet, sodass man mit dem berüchtigtem Windchill dann sogar -38 messen konnte. Da darf man nicht viel nackte Haut zeigen, denn die friert quasi sofort ins Tote und tut dann, spätestens beim wieder Auftauen verdammt weh. Bei dieser Kälte will man dann auch nicht mehr Skifahren, sondern setzt sich lieber mit einer warmen Tasse Tee und seinen Mitbewohnern zusammen und tauscht sich über alte Geschichten und Heimatstraditionen aus.
Aber es ist das was ich mir gewünscht hatte und von dem ich auch noch mehr vertragen hätte - ein kanadischer Winter.
Nun ist es Anfang März, die Temperaturen haben sich wieder etwas normalisiert und sind momentan im Bereich von -10 bis 0 Grad.
Es ist Halbzeit. 5 Monate bin ich bereits in Kanada und die Zeit verging wie im Flug. Bislang habe ich zwar das Gefühl, dass ich noch nicht so viel von Kanada gesehen habe, denn ich war ja auch nur in Toronto und Umgebung und hier in den Blue Mountains. Die Zeit habe ich trotzdem nicht verschwendet. Ich habe hier sehr viele sehr gute Freunde gefunden, die ich hoffentlich immer mal wieder irgendwo auf der Welt treffen werde, außerdem war es eine gute Gelegenheit die Reisekasse etwas aufzufüllen, sodass ich in der zweiten Hälfte meines Auslandsaufenthalts mehr Reisen und das Land entdecken kann. Einen Monat bleibe ich noch hier und genieße die restliche Zeit mit den Leuten hier, bevor das Reise Abenteuer los geht.

Notiz: Aufgrund von Problemen mit meinem Tablet konnte ich den Post leider erst jetzt hochladen und nicht als ich ihn geschrieben habe.